Völlerei und Zuckerflash

(Artikel)
Marcin Pal, 26. April 2013

Völlerei und Zuckerflash

Wenn Gaming durch den Magen geht

Es heißt ja, dass mit dem Eintritt in eine Beziehung die gemeinsam genutzte Zeit mit den alten Freunden stark abnimmt, während das Gewicht drastisch dazugewinnt. Entsprechend groß ist das Entsetzen, wenn der alte Kumpel nach Wochen doch mal wieder vor der Tür steht – dann mit prachtvoller Vorzeigewampe! Wozu soll man auch noch auf sein Äußeres Acht geben, wenn man schon jemanden gefunden hat, der einen so liebt, wie man ist – nämlich "knuddel-kuschel-muschelig"!

Das knuffige Pummeluff im Titelbild kommt heute von deviantArt-Nutzerin Mayayui.
Das alles wäre normalerweise nicht so schlimm, ist aber insofern blöd, als dass wir als Gamer ohnehin schon extrem gefährdet sind, wenn es um unkontrollierte Gewichtszunahme geht. Auch wenn heftige Storywendungen, aufreibend epische Kämpfe und größere wie kleinere Frustrationsausbrüche den Zockerschweiß aus den Achseln pressen und dabei die eine oder andere Kalorie verbrennen - am Ende sieht sich jeder Gamer mit jener unausweichlichen Situation konfrontiert: dem unerbittlichen, immer größer werdenden Verlangen nach Süß und Salzig.

Ich kann gar nicht mehr zählen, wie häufig ich mir schon eine Pizza zu einem gerade neu erschienenem Spiel bestellt habe, dessen Release-Termin ich schon monatelang beäugte. Die Lust, sich in spannenden Situationen den gesundheitsraubenden Kick einer Thunfischpizza zu geben oder in den langweiligen Phasen eines Spiels am einfachen Genuss der wirklichen Welt Trost zu finden ist schier unermesslich und belastet Waage und Geldbeutel gleichermaßen.

Zumindest einem überzogenen Konto kann mit etwas Marktforschung und ein wenig finanziellem Geschick peripher entgegen gewirkt werden: Pizzen zu bestellen ist zwar teuer, doch tut auch ein gesunder Vorrat der TK-Variante gute Dienste. Zudem sind weitere gesundheitsförderliche Alternativen wie Nussbeißer und/oder Flips sechs Tage die Woche in jedem Discounter zu günstigen Preisen erhältlich. Zu günstig. Denn so ist es dem Gamer möglich, gleich große Mengen der geliebten Leckereien zu erstehen und die Zeit und die Energie, die er eigentlich aufbringen müsste, um für Nachschub zu Sorgen, in mehr Zocken und - und damit sind wir wieder beim Problem mit der Waage - mehr Futtern zu investieren. Besonders gut geeignet zur Gewichtsmaximierung ist die Anschaffung einer frohlockenden Nasch- und Salz-Tüte, -Schublade, -Truhe oder -Kammer, die bis oben hin gefüllt ist mit allem, wonach es den Fulltime-Gamer so gelüstet.

So bleibt die letzte Hoffnung auf eine maßvolle Süßigkeitenzufuhr das schlechte Gewissen – oder die aufkommende Übelkeit beim Anblick von Kalorienbomben im Übermaß (auch bekannt als "Mixmax"-Phänomen). Trotzdem: Letzen Endes wird man ja doch wieder schwach. Am besten, man stellt die volle Tüte an einen für den Gamer nicht ohne Kraftaufwand erreichbaren Ort und hofft, dass die anfallende Fressgier die Tüte nicht direkt neben den Gamersessel beschwört.

Geht aber ein Herzblut-Zocker eine Beziehung ein, so gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Der Gamer schafft es nicht, dem neuen Partner im vollgestopften Gaming-Stundenplan ausreichend Termine einzuräumen. In diesem Fall fristet er sein Leben schnell wieder im Single-Player-Modus.
2. Der Partner lässt sich auf das Gezocke ein. Das bedeutet einerseits mehr Spaß vor dem Fernseher, andererseits aber auch doppelte (!) Gewichtszunahme für den Gamer!

Immer hin gibt es für Möglichkeit Nummer 2 ein Heilmittel: gute Spiele! Spiele, die so gut sind, dass man Zeit und Raum, Magen und Appetit vergisst. So ist wenigstens sichergestellt, dass das Hungergefühl erst nach der Spielesession einsetzt – das kann bei wirklich großartigen Spielen richtige Fastenwochen einläuten (die Release-Celebration-Pizza einmal ausgenommen)! Leider gibt es da diese Spiele, die einen veranlassen, sie immer weiter und weiter zu zocken, auch wenn sie entweder schon längst oder von Anfang an total langweilig waren. Wer hier nicht rechtzeitig die Kurve bekommt, der läuft erneut Gefahr von den üblen Fressattacken eingeholt zu werden! Denn: aus Langeweile folgt HUNGER, unsäglicher Hunger und die Hoffnung sein Geld nicht wirklich verschwendet zu haben. Also, liebe Spieleindustrie: Füttert uns mit exorbitant guten Spielen, damit wir nicht zu einer Nation knuddeliger Pummeluffs werden! ff-freak.

ffFreak ist einer unserer Gastautoren und versorgt uns dementsprechend ab und an mit Artikeln. Wenn er Bock hat. Wenn ihr euch auch mal ohne Konsequenzen austoben wollt, dann schreibt doch einfach eure Idee an kontakt@dailydpad.de. Wenn sie uns gefällt, bekommt ihr bei der Formulierung, Strukturierung und Ausfertigung redaktionellen Support von uns und als Belohnung für den fertigen Text erhaltet ihr das lebenslange Recht darauf damit angeben zu dürfen, dass ihr einen Artikel im INTERNET veröffentlicht habt! Whoaaaaa!

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